Startseite
Mensch
Musik
 





Marcel Dobberstein: Was ist Religion? Warum der Mensch Gott erschaffen hat. Hildesheim 2007.


Ja, Herr Nietzsche und auch Herr Freud, tatsächlich: Die Menschheit überschreibt sich in der Religion einer Sammlung törichter Märchen. Dabei ist Gott nicht Idee und Schutzhort des Erhabenen, sondern des Dunklen und Zaghaften im Menschen. Der Mensch hat Gott erschaffen, um mit einem Giganten Teufel und Tod zu besiegen, um Macht über Seinesgleichen zu haben und um den Träumen vom absoluten Leben aufzuhelfen. Der Gigant ist auf immer launisch. Auch den Sorglos-Gott der „Nächstenliebe" kennt nur das schlichte Gemüt. Vor Gottes Zorn wird nichts bewahrt. „Die Hölle ist eine schwache Vorstellung, die uns Gott unfreiwillig von sich selbst gibt" (Bataille). Die Religion zieht den Tod ins Leben und ist ein Schrei nach Liebe aus Mangel daran. Ein Omnipotenzwahn kämpft wider die Individuation. Mit ihr gewinnt ein „paranoider Zug, der unserer Spezies endemisch ist" (Koestler) Gestalt. Das Gespensterspiel in tausend Varianten hat noch Realität in der Gesellschaft. Der Vernunft ist’s ein Skandal, dass „unerbittlichen Feinden der Denkfreiheit und des Fortschritts zur Erkenntnis der Wahrheit" (Freud) Einfluss in Öffentlichkeit, Wissenschaft und Erziehung verblieb. Ein Grund dafür ist die ungemeine Verkennung des Wesens der Religion.


ISBN 978-3-487-13511-3                                 346 S.


Rezension in: Zeitschrift für Religionswissenschaft. Heft 08/2.

Was ist Theologie? Hans Wollschläger: "Eine Spitzfindigkeit, gegen die die antike Sophistik eine blasse Bagatelle ist, ein bloßer selbstironischer Schabernack: – nie ist auf Erden das Abzeichen der Beschränktheit, der Glaube an den Buchstaben, mit solcher Ausdauer getragen worden. Mit tödlichen Folgen oft; heute zum Glück nur noch mit durch Lächerlichkeit tödlichen Folgen – und nur noch für die Träger. ... Wie, dieses hölzerne Getüftel, diese unablässig auf ihrem bißchen Standpunkt herumtretenden pappig plappernden Klischees, dieses von Jahrhunderten vollgestaubte Immergrau aus aleatorisch gereihten Phrasen, diese ihr Leben lang auf dem Bauch gehende und Erden fressende Linguistik der Metaphysik, die der Liebe weniger hat als ein Erläuterungsbogen zur Umsatzsteuer, – das alles will uns die Lehre von der Nächstenliebe darstellen? ... Alles ist falsch an dieser Theologie, gelinde gesagt, und das ist eine ernste Sache: – daß sich im Vatikan, wo sie gemacht wird, tagtäglich die Balken biegen müssen, erfüllt mich keineswegs nur als Kunstfreund mit brennender Sorge. Es geht von dieser Falschheit ein Lebensrisiko aus, das bis zu den Enden der Erde reicht, und ihm das Mundwerk zu legen, wäre, so gegen Ende der Erde, wahrlich ein Werk der Nächstenfreundlichkeit selbst“ (Die Gegenwart einer Illusion. S. 32f.).





Marcel Dobberstein: Kultur der Unsterblichkeit. Eine Reise zu den Gründen des Singens und Sagens. Frankfurt am Main 2004.
 

Inhalte: Ursprung der Religion und der Philosophie - Anfänge der Musik - Marsyas - das Opfer - Gustav Klimts Fakultäts- und Antikenbilder - kristallklares Denken - Nietzsches "Große Vernunft"

ISBN 3-631-52046-8

320 S.







  Top