Marcel Dobberstein: Richard Wagner - Genie oder Scharlatan? Wilhelmshaven 2013.
Leuchtturm
der Avantgarde, Neubegründer der Oper, Religionsstifter, „er ersetzte uns das
Leben“. Die Verehrung Richard Wagners wird von einem Mythos getragen. Lässt man
den Mythos jedoch beiseite und lässt man sich tatsächlich auf Wagner ein, kommt
man aus dem Staunen nicht heraus. Denn dann gibt sich das Werk jenes Meisters
aus Bayreuth als ein groß inszenierter Bluff zu erkennen.
Wagner
war kein Januskopf. Sein Wirken war zäh darauf gerichtet, eigene Mängel zu
verleugnen, um dann aus den Mängeln gar auch noch Tugenden zu machen – Dogmen
für die Kunst, Weisungen an die Menschheit, ein „Kunstwerk der Zukunft“. Was
die Farce zu entzaubern drohte, wurde als „jüdisch“ beschimpft und zum
Untergang bestimmt. Die Not, eine Leere kaschieren zu müssen, scheint zu den
Gründen zu gehören, warum Bayreuth bis heute auch von Misston und Devotion
leben muss. Die Wahrheit über Wagner befreit zur Skepsis, führt zur kritischen
Absage an Wagner und sein Werk.
Aus dem Inhalt: Ein falscher Mythos - Genie der Widersprüche, Kunst als Lüge, "einfach schlechte Musik, die schlechtestes überhaupt", guter Wagner und böser Jude, im Tode Mensch werden, Richards große Freakshow • Altera pars: Der Fall Nietzsche, Cosima & Kompanie • Das Gesamtkunstwerk - Kunst als Vehikel der Weltflucht, seltsame Griechen für stolze Germanen, 10 Künste sind besser als eine, musikalischer Dilettantismus.
„Vom großen Stil steht Wagner am Fernsten. ... Trotz
dem gründlichsten Unvermögen dazu: Wagner schielt nach dem großen Stile, er,
der nicht einmal die gewöhnliche, rechte, ächte Logik vermag! Er weiß dies gut
genug, er erkannte es zeitig: aber sofort ging er daran, mit der unbedenklichen
Schauspieler-Gewandtheit, die seine Meisterschaft ausmacht, sich seinen Mangel
zum Vortheile auszulegen. Es liegt im Unlogischen, Halblogischen viel Verführerisches
– das hat Wagner gründlich erraten.“ (Friedrich Nietzsche)
Alle
historische Aufarbeitung Hitlers und des Genozids hat nie wirklich erklären
können, was nach 1933 geschah. Das hat einen einfachen Grund: Geschichte
ereignet sich nach 1933 nicht nur vor dem Hintergrund von Geschichte, sondern
auch vor dem Hintergrund eines Psychodramas. Sie wird von seelischen Kräften,
von existentiellen Ängsten und deren gewaltsamer Verleugnung angesichts der
aufziehenden Moderne bewegt. In Hitlers destruktiver Seele sammelt sich dies
alles wie unter einem Brennglas.
Der
Blick in diese Seele lässt verstehen, was mit dem „Hitlerismus“ Geschichte
wurde und warum sein Zeitalter apokalyptisch enden musste. Einmal mehr werden
Hybris und verdeckte Ohnmacht zum Geburtsschoß des radikalen Utopismus. Der
Führer und seine Deutschen kämpfen gegen den Verlust eines falschen,
narzisstischen Selbst. Diesem Kampf sind Politik und Krieg nur Mittel zum
Zweck.
Inhalte:
Die Sozialisation des soldatischen Menschen in der Wilhelminischen Ära •
Hitlers Narzissmus und
Infantilismus • ein unersättliches Nichts, das sich als ein Gott geriert •
Vater und Mutter • maligne Eigenschaften und Persönlichkeitsentwicklung • die
Psychopathie der Person und der Rassenideologie • ein Antisemitismus aus Hybris
und Selbstverleugnung • Hitlers Sexualität, Zwangsnatur und Paranoia.